Der für mich coolste Comic-Charakter überhaupt zeigt in einem Sammelband, was es bedeutet der Präsi des Frägg zu sein. Oder doch nicht?
Titel: Lobo Collection (1)
Format: Softcover
Verlag: Panini Comics
Erschienen: 18.08.2015
Autor: Alan Grant
Zeichner: Val Semeiks
Seiten: 164
Preis: 16,99 €
Inhalt:
Der erste Band der Lobo Collection enthält die ersten sechs Hefte aus den Jahren 1993/94.
Diese sind:
• Die Quigly-Affäre, Teil 1
• Die Quigly-Affäre, Teil 2 – Danke für die schöne Zeit
• Die Quigly-Affäre, Teil 3 – Der große Strink!
• Die Quigly-Affäre, Teil 4 – Ich, Fräggula
• Bludhound Blood – Blutsbande
• Keep on Truckin’
Handlung:
Lobo, ein czarnianischer Kopfgeldjäger, tut, was ein Kopfgeldjäger eben so tut: Er macht Jagd auf gesuchte Leute. Dabei ist es ihm scheißegal, ob er gegen irgendwelche Regeln verstößt, den Gesuchten lebend oder tot zurückbringen muss oder wen er über den Haufen schießen muss. In den ersten sechs Bänden der Präsi-Reihe aus den frühen 1990ern begleiten wir den abgefräggtesten Antihelden der Comicwelt auf der Suche nach Quigly, einem Buchhalter.
Dass Quigly kein gewöhnlicher Buchhalter ist, merkt Lobo recht schnell als ihm diverse schwer bewaffnete Gangster den Garaus machen wollten, doch warum dieser schmächtige Kerl 10 Millionen Credits wert ist, erfährt der Präsi erst im Laufe seiner Hatz. Unterstützung findet der König des Frägg in Jonas Glim, einem alten Freund, mit welchem er auch das erste Mal Al’s Diner zerlegt. Dass Lobo Quigly am Ende erwischt und jeden noch so schweren Gegner in seine Einzelteile zerfräggt hat, muss wohl nicht extra erwähnt werden.
Im fünften Heft wird Lobo auf den totkranken Massenmörder Bluthunt angesetzt. An sich kein Problem für den Präsi, doch landen die beiden während ihres blutigen Zweikampfs ausgerechnet auf dem Planeten Harmonie, der von Goldstar – dem Cliché-Superhelden überhaupt – beschützt wird. Damit wird aus der Schlägerei ein Geplänkel, bei dem man am Ende gar nicht mehr weiß, wer hier eigentlich dem die Fresse polieren will. Das Ende vom Lied ist jedoch etwas überraschend. Lobo schafft es aufgrund eines unerwarteten Ereignisses nicht, Bluthunt rechtzeitig abzuliefern und sich die Belohnung zu sichern. Zudem bekommen wir zu sehen, warum Goldstar, der eigentlich kein Rächer ist, auch in zukünftigen Geschichten hinter Lobo her ist. Ach ja, Al’s Diner wird zerstört.
In der letzten Geschichte muss Lobo als Trucker durchs Universum heitzen, um Weltraum-Piraten daran zu hindern, die wertvolle Fracht samt Laster einzusacken. Alles verläuft reibungslos bis Lobo in einem Diner – nein, dieses Mal ist es nicht Al’s – in einen Hinterhalt gerät und vergiftet wird. Dumm nur, dass die Piraten nicht wussten, dass Lobo unsterblich ist und so nimmt der Fräggster natürlich direkt wieder die Verfolgung auf und erkennt, dass er von Anfang an hinters Licht geführt wurde. Dass ihm das nicht besonders gut gefällt ist an den zermatschten Gesichtern seiner Gegner leicht auszumachen.
Grafische Aufmachung: 6/10
Gezeichnet wurde das komplette Werk von Val Semeiks, der den typischen Lobo-Look auf’s Papier gezaubert hat. Der doch etwas eigene Stil ist weder herausragend toll, noch grauenhaft schlecht. Er ist viel mehr eine Reduktion auf das was wichtig ist: Lobo. Die Umgebungen sind häufig sehr detailarm und fast schon lieblos gezeichnet, der Präsi hingegen steht fast in jedem Panel wunderbar da. Wie in den meisten Lobo-Comics wird auch hier das Hauptaugenmerk auf die wenigen Hauptcharaktere der Storys gelegt und alles andere fällt zu früh vom Tisch – teilweise meint man, der Zeichner hätte keine Lust mehr gehabt. Nichtsdestotrotz ist es genau das, was man von einem Lobo-Comic erwartet und so passt das Ganze auch zum Präsi. Perfekt ist es aber nicht.
Anspruch: 6/10
Welchen Anspruch hat eine solche Collection? In der Regel nur den, Sammlern von Sammelbänden eine Alternative zu den einzelnen Comics zu liefern oder Neukunden zu locken, die gerne viel in einem Paket haben möchten. Inhaltlich bewegen wir uns beim ersten Collection-Band auf eher mauem Niveau. Gut für Neulinge ist die kurze Beschreibung des Präsi, die man vor der ersten Geschichte findet. So weiß man ungefähr, wer hier die ganze Zeit am Abfräggen ist. Für einen Sammelband ist das Ganze also in Ordnung, hat jedoch vor allem Schwächen in der Story, was den Drang zum Weiterlesen beim einen oder anderen Comic-Fan etwas mindern könnte.
Gesamteindruck: 6/10
Ich war als Kind schon ein riesiger Lobo-Fan und hatte die Comics von Ausgabe 1-12. Da ich diese jedoch während einer unbedachten Phase meines jungen Lebens wieder verkauft hatte, wollte ich mir diese tollen Geschichten als Sammelbände wiederholen. Ich muss allerdings sagen, dass mich die ersten 6 Hefte auch damals nicht so begeistern konnten wie die darauffolgenden, weil Lobos Gegner hier einfach noch zu langweilig sind. Man kann zu keinem Charakter eine Beziehung aufbauen, weil bis auf Lobo alle sehr flach daherkommen. Der Präsi selbst ist jedoch genauso klasse umgesetzt wie in den späteren Ausgaben und liefert ab, was man sich erhofft hatte: Blut, Gewalt, lässige Sprüche und Frägg ohne Ende! Das Lesen hat mir zwar eine gewisse Freude bereitet, konnte mich jedoch nicht vollends begeistern. Einzig die Geschichte “Bludhound Blood – Blutsbande” entsprach voll und ganz meinem Gusto und konnte durch die Einführung von Goldstar und den Hintergrund seines Grolls gegenüber Lobo die Freude auf den zweiten Collections-Band aufrecht erhalten. Alles in allem ist die Lobo Collection 1 ein “okayes” Werk, das man seiner Sammlung jedoch nur aus Gründen der Vollständigkeit zuführen sollte.