Avengers vs. X-Men

Ein etwas älteres Werk, das sich meiner Meinung nach aber auch gut jetzt lesen lässt. Der Grund: Es ist wie viele Filme heutzutage: Bombast-Kino, nur eben im Buchformat

(©Marvel Comics, erschienen bei Panini Comics)
(©Marvel Comics, erschienen bei Panini Comics)

Titel: Avengers vs. X-Men
Format:
Paperback Softcover
Verlag:
Panini
Erschienen:
19.11.2013
Autoren:
Ed Brubaker, Jonathan Hickman, Matt Fraction
Zeichner: 
John Romita Jr., Adam Kubert, Olivier Coipel
Seiten:
404
Preis:
26,99 €
Inhalt:
• Avengers vs. X-Men 0-12
• Marvel Point One 1

Handlung:
Nachdem Scarlet Witch fast allen Mutanten der Erde die Fähigkeiten geraubt hatte, leben die letzten verbliebenen Homo Superior zurückgezogen in Utopia. Scott Summers’ Wut auf die Avengers – und insbesondere auf Scarlet Witch –  brodelt in seinem Inneren. Er sieht in Hope Summers jedoch eine neue Chance, die Mutanten auf der Erde wieder zu alter Stärke zurückzuführen. Als bekannt wird, dass die Phoenix-Force sich der Erde nähert, keimt in Cyclops die Hoffnung, Hope mit der Hilfe dieser uralten Macht endlich in die Lage zu versetzen, das Dasein der Mutanten wieder besser zu machen. Captain America und seine Avengers hingegen befürchten, dass die Phoenix-Force die Erde zerstören wird, sollte sie Hope als neuen Wirt bekommen. Cyclops, der ohnehin wütend auf die Avengers – und durch die aufkeimende vermeintliche Hoffnung zunehmend verblendeter ist, versucht vehement zu verhindern, dass sich die Avengers Hopes annehmen. Aus einem Streit wird ein Kampf und wenig später ein Krieg. Dieser findet seinen Höhepunkt, als die Phoenix-Force nicht diejenige zum Wirt ihrer Macht erwählt, die alle im Auge hatten…

Grafische Aufmachung: 7,5/10
Optisch macht das große Werk einiges her. Zwar ist es kein Augenschmaus der Superlative, doch sehen die Panels durchgehend gut aus. Die Bilder haben Spaß gemacht und die lange Geschichte gut unterstützt. Nichts wäre bei über 400 Seiten schlimmer, als ein Zeichenstil, der schon nach den ersten 50 Seiten jegliche Lust auf mehr nimmt. Gerade Adam Kubert, der die Geschichten “Avengers vs. X-Men” 8-10 und 12 zeichnete, ist ja bekannt für seine gute Arbeit. Das Werk ist durchgehend detailgenau und mit kräftigen Farben gezeichnet, so dass trotz der vielen verschiedenen Zeichner eine gewisse Konstante gegeben ist, die das Lesen sehr angenehm gestaltet. Besonders schön finde ich auch, dass man am Ende des Buches einige Skizzen und Bleistift-Zeichnungen der Künstler zu sehen bekommt und damit einen kleinen Einblick in den Prozess der Ausarbeitung bekommt.
(Hier geht’s zur Leseprobe)

Anspruch: 6/10
Episch soll es sein und möglichst viele bekannte Helden müssen in einer Geschichte untergebracht werden. Das war wohl der Gedanke, der hinter diesem Crossover stand. Grundsätzlich ist das auch ein guter

(©Marvel Comics, erschienen bei Panini Comics)
(©Marvel Comics, erschienen bei Panini Comics)

Gedanke, wenn man etwas schaffen möchte, das wohl am ehesten einem Blockbuster im Kino gleichkommen soll. Und genau das ist auch der einzige große Wermutstropfen: Es ist ein Blockbuster, nicht mehr. Es macht Spaß zu lesen, weil permanent etwas passiert, doch wirkt alles irgendwie oberflächlich. Die tiefe Wut Cyclops’ wird zwar gegen Ende sehr schön sichtbar, doch wirkte vor allem zu Beginn alles etwas zu überstürzt. Man wollte schnell zum eigentlichen Inhalt der Story kommen: Dem Kampf der beiden ikonischen Helden-Gruppen. Leider ist es auch das, was beim Leser im Nachhinein hängen bleibt: Es war ein Kampf über mehrere hundert Seiten. Das ist irgendwie schade, denn auch wenn es gar nicht der Anspruch des Ganzen gewesen ist, tiefgreifende Charakterentwicklungen zu zeigen, lässt diese fehlende Tiefe am Ende eine gewisse Enttäuschung zurück. Ich hätte mir nach 400 Seiten einfach mehr Aussage gewünscht. So ist das Paperback genau das, was große Kinofilme heutzutage sind: Viel Krach und Krawall aber wenig zum Nachdenken. Schade!

Gesamteindruck: 6,5/10
Das große Werk zu lesen hat mich einige Woche gekostet. Warum? Nun, das liegt vor allem an der von mir weiter oben angesprochenen fehlenden Tiefe. Es war wirklich cool, die Vielzahl an Helden im Gefecht zu sehen und wer hat sich nicht schon immer gewünscht, einmal die X-Men gegen die Avengers antreten zu sehen? Insofern wurde also ein kleiner Traum von mir wahr. Auf der anderen Seite war es jedoch der zu klare Fokus auf eben diese Klopperei – und wie jeder weiß, sind Kloppereien geistig gesehen immer für die Tonne. Mir hat einfach diese Neugier gefehlt, was wohl als nächstes passiert, weil immer klar war, dass auf den kommenden Seiten nur der nächste Zwischenkampf kommen wird, bei dem die Avengers auf die Mütze bekommen. (Achtung, das war eventuell ein Mini-Spoiler *g*)

Gerade bei der charakterlichen Entwicklung hätte ich mir mehr gewünscht. Es gibt wenige Passagen, die kritischem Hinterfragen einigermaßen standhalten würden und bei so vielen charakterlichen Schwergewichten wie zum Beispiel Steve Rogers, Tony Stark, Peter Parker, Luke Cage oder Wanda Maximoff – um nur einige zu nennen – hätte man für meinen Geschmack mehr Tiefgründigkeit verarbeiten können. Eventuell hätte der Fokus mehr auf den inneren Zwiespalt von beispielsweise Captain America gelegt werden können, um diese Zwei-Fronten-Krise auch auf eine gewisse Metaebene zu führen und so den Leser empathisch mehr zu fordern. Leider ist das nicht geschehen. Dennoch: Für Fans von Bombast-Kino im Buchformat ist das Werk allemal zu empfehlen. Wer gerne einen gewissen Anspruch haben und mitdenken möchte, der hat hier nichts verpasst.