Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg ist vorbei, doch bedeutet das nicht, dass sich Ulysses McHendricks zurücklehnen kann. Das einstige wilde Land weiß nach wie vor zu überraschen und fordert dem Kriegshelden alles ab, um seine Familie zu beschützen.
Titel: Ulysses 1781: Der Zyklop – Band1
Format: Hardcover
Verlag: Éditions Delcourt, erschienen bei Splitter Verlag
Erschienen: 01.02.2016
Autor: Xavier Dorison
Zeichner: Eric Hérenguel
Seiten: 64, Überlänge
Preis: 14,80 €
Handlung:
“1781, Yorktown. Der amerikanische Unabhängigkeitskrieg ist gerade zu Ende gegangen. Der siegreiche Captain Ulysses McHendricks ist im Begriff mit seinem Sohn Mack und seinen Männern nach Hause zurückzukehren. Doch die Rückkehr überstürzt sich, als er erfährt, dass sein Heimatort New Itakee von den Engländern überfallen wurde.
Ulysses und seine Männer müssen sich einen Weg durch ein fantastisches Amerika bahnen, wo Kompasse den Norden nicht mehr finden, Landkarten ohne jede Orientierung sind, eine Welt zwischen Wirklichkeit und Mysterien”
– Inhaltsangabe gemäß Einband
Grafische Aufmachung: 8/10
Der Zeichner, Eric Hérenguel, ist für mich ein Unbekannter und so war ich gespannt, was mich in diesem übergroßen – es ist nämlich etwas größer als DIN A4 – Werk erwartet. Das Cover sah auf jeden Fall schon mal vielversprechend aus und erzeugte bei mir einen leichten “Fluch der Karibik”-Flair. Schlägt man den Band auf, wird man von wirklich schönen Zeichnungen begrüßt, die in ihrer farblichen Gestaltung perfekt in das behandelte Szenario passen. Die Farbpalette ist umfangreich und besticht durch viele Blau- und Brauntöne – perfekt für die Zeit, in der das Comic spielt. Auch die Farbintensität ist eher zurückhaltend, was eine gewisse “Wild West”-Atmosphäre schafft, auch wenn die Ära der Cowboys hier schon vorbei war. Durch die weichen Farbverläufe kommen auch die detailreichen Hintergründe super zur Geltung weshalb der Leser dazu bewogen wird, jedes Panel mehr als nur einmal zu bewundern. Insgesamt auf jeden Fall sehr sehenswerte Bilder, die die Geschichte vorzüglich veranschaulichen.
Anspruch: 7/10
Sozialkritisches oder Politisches sucht man in diesem Werk vergeblich. Der Anspruch liegt hier eher darin, eine Geschichte zu schreiben, die sich in einer realen Zeitepoche bewegt und mit leicht fantastischen
Elementen gefüttert wurde. Beim Lesen erinnerte mich das Ganze an “Der Patriot” mit Mel Gibson, was mir persönlich sehr gefallen hat. Der Hauptcharakter ist der typische Antiheld, den man aus solchen Geschichten kennt. Er hat im Krieg viel Blut vergossen, ist ein Egoist wie er im Buche steht und wird von allen für seine Taten geachtet. Und ich muss zugeben, mir war er auch irgendwie sympathisch. Er vermittelt dem Leser auf seiner Reise ein Gefühl von Sicherheit. Während alle anderen Charaktere recht entbehrlich sind, ist Ulysses McHendricks der klare Mittelpunkt des Geschehens und der Heroe der Geschichte. Auch das ist ein typisches Element bei dieser Art von Erzählungen. Ein Mann gegen den Rest der Welt – oder so ähnlich. Zu McHendricks selbst erfahren wir allerdings nur spärlich etwas. Er scheint nicht zurück in die Heimat zu wollen, der Grund dafür wird jedoch nicht offengelegt. Die Vermutung liegt nahe, dass ihn die Schrecken des Krieges verfolgen und ihn davon abhalten, das Soldatenleben abzulegen und sich auf’s Land zurückzuziehen – geklärt wird es in diesem Band jedoch nicht.
Doch auch wenn der Anspruch hier nur darin liegt, eine schöne Story zu Zeiten des Unabhängigkeitskrieges zu zaubern, so ist zumindest das wunderbar gelungen und der Band weiß den Leser gekonnt zu unterhalten. Einzige Sorge könnte sein, dass die schön erzählte Geschichte nach dem Cliffhanger am Ende des ersten Bandes in Band 2 zu einem reinen “Action-Streifen” wird, der das Gesamtwerk abwertet. Andererseits war bei “From Dusk Till Dawn” das Ende des Films auch der Hauptgrund für dessen Kultstatus. Man darf also gespannt sein.
Gesamteindruck: 7,5/10
Wie so oft war ein Grund für den Erwerb dieses Comics das Cover. Es hat mich sofort angesprochen und weil ich zudem von der Kulisse beeindruckt war und mir auch die Leseprobe gefiel, war die Entscheidung recht schnell getroffen. Als es dann bei mir zu Hause ankam, war ich erst einmal erstaunt, wie groß das Werk doch ist. Es sind zwar nur 64 Seiten, doch durch die Übergröße kommt man durchaus auf einiges an Lesestoff. Die Bilder wissen gekonnt zu unterhalten und die Texte passen gut in die Zeit. Inhaltlich ist es gut aufgebaut. Es beginnt eher langsam, nimmt dann etwas an Fahrt auf und am Ende des Bandes kommt dann das Highlight mit einem Cliffhanger, der zum Kauf des zweiten Bandes aufruft. So weit grundsolide erzählt und strukturiert und ich muss sagen, dass ich mir den zweiten Band auf jeden Fall holen werde, weil die Kulisse einfach mal etwas anderes bietet, der Hauptcharakter gut funktioniert und ich sehr gespannt bin, was es mit dem Angreifer am Ende auf sich hat.
Dennoch, Ulysses 1781 ist eher seichte Kost, die zwar sehr gut zu unterhalten weiß, hier und da jedoch etwas mehr Tiefe vertragen hätte. Eventuell wird diese aber mit Band 2 erzeugt, weshalb ich trotzdem mit einem sehr positiven Gefühl aus dem Band ausgestiegen bin. Auf jeden Fall eine Kaufempfehlung, wenn es die Höhe des Comic-Regals hergibt.