Blast geht in Runde drei und ich bin nach wie vor beeindruckt, wie zwiegespalten man einen Charakter wie Polza Mancini doch sehen kann. Ob ihn seine Reise zu noch mehr unglaublichen Ereignissen geführt hat und wie der Band die Wendung von Ekel zu Mitleid schafft, erklärt euch der Captain.
Deutscher Titel: Blast 3 – Augen zu und
Verlag Original: Dargaud
Verlag Deutschland: Reprodukt
Format: Hardcover
Sprache: Deutsch
Erscheinungsdatum: März 2014
Autor(en): Manu Larcenet
Zeichner: Manu Larcenet
Seiten: 208
Preis: 29 €
Leseprobe: Reprodukt
Bezug: Reprodukt
Des Comix Handlung:
Wir treffen Polza Mancini in einer Nervenheilanstalt wieder, ohne zu wissen, wie er dorthin gelangte. Stück für Stück erklärt er den beiden Polizisten, in deren Verhör er sich immer noch befindet, wie es dazu kam, dass man ihn fasste und in diese Klinik steckte und wie ihm einige Zeit später die Flucht gelang. Dabei greift er auf seine gewohnte Erzählweise zurück und es scheint ihm mittlerweile sogar gelungen zu sein, die beiden Polizisten davon zu überzeugen, dass ruhiges Zuhören am Ende doch noch zur Lösung ihres Mordfalls führen könnte. Polzas Ausschweifungen kommen nämlich endlich an die Stelle, an der er Kontakt mit dem oder den Opfer(n) aufgenommen hat…
Des Captains Eindruck:
Die “Blast”-Reihe des Reprodukt-Verlags hat schon mit den ersten beiden Bänden für große Begeisterung beim Captain gesorgt. Im dritten Band nimmt Polzas Geschichte jedoch eine deutliche Wendung und wir sehen ihn nicht mehr nur als Freigeist, der sich hier und da bedient, wie es ihm gerade beliebt, sondern erleben ihn auch als Opfer seines eigenen Seins. Die Abscheu und der Ekel gegenüber Mancini, die sich vor allem in Band zwei deutlich verstärkt hatten, weichen hier einer großen Portion Mitgefühl. Polzas Verhalten in der Nervenklinik lässt klar erkennen, dass er selbst kein Problem in seinem Handeln sieht, und das obwohl man als Leser, vor allem durch die Schilderungen seiner Gefühle, schnell dazu neigt, ihn als geistig nicht einwandfrei einzustufen.
Manu Larcenet hat es auch in dieser Ausgabe wieder geschafft, Polza derart grandios facettenreich darzustellen, dass man als Leser nie weiß, wie genau man Mancinis Verhalten empfinden soll. Zwar überwiegt hier das Mitgefühl – insbesondere nach den Geschehnissen nach seinem Ausbruch aus der Klinik -, doch trotz allem wirkt Polzas Charakter irgendwie verstörend und sorgt bei der Vorstellung, diesem Menschen auf der Straße zu begegnen, für Unbehagen.
Wir erfahren zudem mehr von Polzas Vergangenheit und dem Verhältnis zu seinem verstorbenen Vater – was für die persönliche Psychoanalyse durchaus brauchbare Hinweise liefert – und sind am Ende vor allem erstaunt, wie jemand, der dermaßen viel Leid erfahren hat und dem immer wieder die schlimmsten Dinge widerfahren sind, trotzdem so ruhig, gefasst und doch irgendwie sympathisch sein kann. Genau hier generiert “Blast 3” nämlich einen faszinierenden Effekt: Polza Mancinis Geschichte erzeugt beim Leser viele negative Gefühle wie Hass, Ekel und Abscheu. Sobald man ihn jedoch im Raum des Verhörs erlebt, ist man eher beeindruckt ob seiner ruhigen Art, seiner Begeisterung beim Erzählen und seiner Rhetorik. Ich habe diesen Band ebenso verschlungen wie seine beiden Vorgänger und mir gefällt die Wendung in der Geschichte richtig gut. Durch kleine Details in Larcenets Erzählung beginnt man langsam aber sicher zu merken, wo die Reise hinführen könnte und wie es in Polza Mancinis Innerem aussieht. Das große Finale steht bevor und ich freue mich wie ein Kind am Weihnachtsmorgen darauf, endlich dem Ende von Polzas Geschichte lauschen zu dürfen, die bislang nicht nur inhaltlich absolut grandios war, sondern auch optisch nach wie vor begeistert.
Des Captains Fazit:
Die “Blast”-Reihe setzt ihre Grandiosität fort und nimmt langsam Kurs auf das große Finale. Für Fans der ersten beiden Bände ist auch Teil drei ein absolutes Muss!